2012

Kultur­klubben Merav

Juni 2012

Rigtig rigtig fedt
Kindness – House
Veto
Der größere Teil der Welt
I Got You On Tape
Enjoy your worries you may never have them again

Rigtig rigtig fedt

Simon

Im Plattenladen wollte ich nur kurz nachfragen, ob das Lydmor-Album schon da sei. „Nej.“ Ich solle doch Ende der Woche noch mal vorbeischauen.

Auf dem Weg nach draußen fielen mir plötzlich die beiden schönsten Ponys Dänemarks leider nicht ins Gesicht, aber doch ins Auge. Da stand es: das Debütalbum Alive In Us von Darkness Falls. Ich habe es sofort gekauft.

Live hatte ich Darkness Falls erst zwei Tage zuvor in einem gemeinsamen Konzert mit Sóley erlebt. Nun war ich gespannt zu hören, wie die beiden Kopenhagenerinnen ohne isländische Begleitung klingen würden.

Über Alive In Us haben andere bereits ausführlich berichtet. Freunden von griffigen Zitaten empfehle ich die von der Plattenfirma zusammengestellte Presseschau.

So schreibt zum Beispiel die Rote Raupe (in konsequenter Kleinschreibung):

für die sommerliche unbekümmertheit wäre das album etwas fehlplatziert, der herbst-blues empfängt diese platte dafür mit einer herzlichen umarmung.

Glücklich möge sich da schätzen, wer kein Verlangen nach sommerlicher Unbekümmertheit verspürt. Dann nämlich lassen sich The Void und all die anderen wunderbaren Lieder auf Alive In Us auch jetzt im Juni hören. Quasi als Fußballgegenprogramm.

Dieser Tage gibt es besagtes The Void übrigens auf der Bandseite in gleich fünf Remixen zu hören.

Doch Rigtig rigtig fedt lässt das Experimentieren sein und stellt Euch – ganz klassisch – die Albumversion vor.

Kindness – House

Robert

Ich mag es, wenn man bei Musik erkennen kann, wie sie gemacht wurde. Dass man das auch bei elektronischer Musik durchaus manchmal noch nachvollziehen kann, zeigt dieses Video.

Das vollständige Lied kann man sich dann bei Soundcloud anhören.

Veto

Simon

Es ist Zeit, sich den großen Namen der dänischen Musik zuzuwenden. Da wäre zum Beispiel das Quintett Veto.

Deren zweites Studioalbum Crushing Digits (2008) ist ein so umwerfend gutes Album, dass ich empfehle – möchte man einen Dänen oder eine Dänin beeindrucken – den Satz „Jeg ved ikke hvilken af sangerne på Crushing Digits jeg kan bedst li’, alle er pisse fantastisk!” auswendig zu lernen.

Auf der vorbildlichen Bandseite könnt Ihr das komplette Album hören und findet die Texte zum Mitsingen.

Apropos Mitsingen. Als ich Veto neulich live sah, war ich umgeben von bärtigen und textsicheren Dänen. Lässt man also die Anzahl der mitsingenden Konzertbesucher als Indikator für die Beliebtheit einer Band zu, so sind Veto wirklich sehr, sehr beliebt.

Nun würde ich Euch ja gerne ein Musikvideo zeigen. Aber bei all den Sachen, die man so findet, ist die Tonqualität eher dumpf als dufte. Natürlich gibt es da diesen interessanten Clip zu You Say Yes, I Say Yes, in dem ein Fisch eine nicht ganz unwesentliche Nebenrolle spielt. Aber wenn Troels Abrahamsen singt

If you say one more clever thing
I'll just repeat it
And act like I said it first

dann doch bitte in sattem Sound. Und den hat das Video nicht. Daher verweise ich auf oben genannte Bandseite. Viel Spaß beim Tanzen!

Der größere Teil der Welt

Lisa

An meinem letzten Geburtstag bekam ich ein Buch überreicht: „Soll ganz toll sein.“, „Hat den Pulitzer bekommen!“, „Wenn du es durch hast, würd‘ ich es gerne leihen …“.

Auf dem Cover ist der Hals einer E-Gitarre abgebildet, im Klappentext lese ich Journalistenkommentare wie: „Amerikas Literatur hat einen neuen Superstar. Die Einzelteile dieses Konzeptromans aus dreizehn Stories fügen sich zu einer verblüffend eleganten Gesamtkomposition: Der größere Teil der Welt ist eine schrille Kakophonie von der erhebenden Schönheit eines Oratoriums.“ Felicitas von Lovenberg, FAZ.

Na, denn. Mit Musik habe ich es nicht so, vor allem wenn E-Gitarren involviert sind, und das Wort Konzeptroman finde ich irgendwie angsteinflößend. Trotzdem gebe ich Jennifer Egans Der größere Teil der Welt eine Chance; was im Regal liegt, muss auch probiert werden!

Von der ersten Seite an gebannt, hatte ich das Gefühl, jeden der Protagonisten kennen zu können. Ich habe reflexartig zustimmend genickt oder tadelnd die Augenbraue hochgezogen, resigniert geseufzt und plötzlich laut gelacht. Jede neue Perspektive hat die Sicht auf vorangegangene Ereignisse weiter aufgeklart und mir die Charaktere näher gebracht.

Verschiedene Erzähler in unterschiedlichen Zeiten – von den 70ern bis in die Zukunft – erzählen ihre Geschichte und gleichzeitig die Geschichte aller anderen Protagonisten. Es geht um Lebensentwürfe und wie schwer es ist, diese zu leben. Es geht um Jugend und um die Schwierigkeiten des Erwachsenseins. Und es geht um Musik und um Stille.

Es stimmt, was über die bunte Schönheit oder das rasante Tempo des Romans im Klappentext steht. Zum Glück ist Jennifer Egans Roman so glasklar, unverhüllt ehrlich und humorvoll geschrieben, dass ich jetzt keine Scheu mehr habe vor kakophonischen Konzeptromanen mit Gitarre.

I Got You On Tape

Simon

Erinnert Ihr Euch noch an die Band Murder? Robert hat sie in der ersten Kulturklubben-Ausgabe vorgestellt: Help the Dead und drei weitere Lieder, gespielt für einen Zigarre rauchenden Mann und einen ausgestopften Hund. Wie oft habe ich mir dieses Video seitdem angeschaut.

Und jetzt haltet Euch fest: Einer der beiden – Jacob Bellens – singt in einer zweiten Band. I Got You On Tape.

Woher ich das weiß? Auf dem diesjährigen SPOT-Festival konnten Robert und ich I Got You On Tape live erleben – zumindest bis der Lichttechniker entschied, die Lichtkanonen statt auf die Bühne auf uns zu richten, und die Lautstärke nach fünf Minuten unsere Trommelfelle zerbersten ließ.

War trotzdem ein tolles Konzert. Die über allem thronende Stimme Jacob Bellens entschädigte für die erlittenen Schmerzen.

Übrigens habe ich Jacob Bellens – neben der Stimme – in erster Linie an der Art und Weise wiedererkannt, wie er seine Brille hochschiebt. [Anm. von Robert: Trotz tausendfach gehörtem Murder-Abwaschsoundtrack habe ich ihn nicht erkannt.]

Hier zwei meiner derzeit liebsten IGYOT-Stücke:

Enjoy Your Worries You May Never Have Them Again

Robert

So hieß der erste Track auf dem ersten Album Thought for Food der vor kurzem aufgelösten Band The Books.

Nick Zammuto, die eine Hälfte der Band, hat angefangen, die Geschichte der Band aufzuschreiben, bevor er es vergisst. Die ersten drei Teile erzählen die Geschichte der Gründung der Band und wie es zum ersten Titel kam:

Enjoy Your Worries – Pt. 1
Enjoy Your Worries – Pt. 2 (The prologue continues)
Enjoy Your Worries – Pt. 3 (The Track)

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