Kultur­klubben

KW 17 Thought I Was A Spaceman

Im vom Schwiegervater geliehenen Wagen fahre ich durch das schlafende Berlin. Im Radio läuft Thought I Was A Spaceman vom neuen Blur-Album. Es ist, schreibt Thomas Gross, „das zarte Verliebtsein zwischen Männern, das hier noch einmal neu inszeniert wird.“ Dieses Verliebtsein überträgt sich auch auf uns, auf den alten mintfarbenen Suzuki und mich. Sechs Minuten sechzehn schweben wir über die Weddinger Straßen, gehen unsere Blicke verträumt in den morgenroten Himmel, vergessen wir Schulterblicke und Sorgen.

Simon

KW 16 Kira Skov

Auch wieder so eine Geschichte. Eine dänische Freundin (die – wie gefühlt halb Aarhus – zurzeit in Berlin lebt) empfahl ein Konzert von Kira Skov, das allerdings nicht in Aarhus, sondern in Kopenhagen stattfinden sollte. Sie sagte, dass Kira zu den Sängerinnen Dänemarks zählt, die bei Jung und Alt gleichermaßen gut ankommen. Da das genau meiner Altersklasse entspricht, trat ich wenig später an einem trüben Novembertag die Reise nach Seeland an. Passend dazu (also nicht zum trüben Novembertag, sondern zum Konzert) befand sich gerade ein Kulturklubbenredaktionsmitglied samt einer ehemaligen Aarhusianerin in Kopenhagen. Wir machten uns auf zur Konzertlocation, die sich, wie beim Eintreffen unschwer zu erkennen war, als Kirche herausstellte. Ein leicht mulmiges Gefühl ergriff mich. Eine letzte Frage, ob man nicht doch lieber irgendwo einen süffigen Glühwein schlürfen sollte oder könnte, wurde nur kurz in Erwägung gezogen und dann leichtfertig und vielleicht auch -sinnig verworfen.

Im sicheren Mittelschiff der Kirche niedergelassen, verfolgten wir, wie Kira im schwarzen Gewand die Bühne, also den Altarraum, betrat. Allerdings wurde sie durch eine seltsam zuckende Erscheinung auf der Empore gestört. Jene bewegte sich dann auch noch tanzend über eine Treppe in Richtung des Altarraums, und für ein paar Augenblicke hatte ich den apokalyptischen Gedanken, es könnte sich hier um ein ausgefeiltes Anti-Kira-Skov-Manöver oder sogar um einen Atheisten handeln. Aber der Blick in Richtung des Kulturklubbenredaktionsmitglieds, der ein mildes Das-gehört-zur-Show-Lächeln trug, beruhigte mich umgehend. Daraufhin vereinigten sich die Tanzschritte Kiras mit denen des vermeintlichen Antichristen, und mir fiel eine ganze Oblate vom Herzen, was dem Konzert mit seinen melancholischen Tönen eine gewisse Leichtigkeit verlieh.

Der Pfarrer, trotz seiner offensichtlichen Verehrung für Kira, nahm es sich heraus, das Konzert für Kurzinterviews zu unterbrechen. Ich konnte diesen Gesprächen nur bedingt folgen, was zu einem gewissen Teil an dem Umstand lag, dass ich bewundernd verfolgen musste, wie Kira mit ihren nackten, nicht unattraktiven Füßen am Talarsaum des Pfarrers herumnestelte.

Zum Abschluss wurden die Konzertbesucher zum Abendmahl eingeladen, ein Ersatz für den entgangenen süffigen Glühwein. Als der Kelch an mir vorüberging, verließ ich die Kirche mit einer gewissen Euphorie, und mit einem Heißhunger nach einem Waffeleis mit zwei Kugeln (ein solches gab es immer im Anschluss an die Gottesdienstbesuche meiner Kindheit als Belohnung fürs Stillhalten).

Und hier Kira Skov als die linke Hälfte von The Cabin Project. Rechts Marie Fisker.

Holger

KW 15 Shy shy shy | Spring spring spring

So herbstlich sind wir im Kulturklubben gar nicht. Auch wir haben Frühlingsgefühle. Ich gehe dann meistens in den Späti (alias Büdchen alias Trinkhalle), stelle mich hinter den Tresen, kaue ein Lakritzpfeifchen und warte gespannt auf Kundschaft. Im besten Fall sieht das dann so aus:

Nachtrag für die Freundinnen und Freunde dänischer Bands: Shy shy shy ist ein Duo aus Kopenhagen. Treten sie live auf, werden sie unter anderem von Símun Ørgaard Mohr unterstützt. Der Símun, der auch bei Boho Dancer, Kites and Komets und Asbjørn seine Finger am Bass hat? Genau der.

Simon

KW 14 Playlist – Klassenfahrt

Konzerte wie Wohnzimmer und Klassenfahrt gleichzeitig. Letzte Woche beschrieb Simon die Highlights vom 12. März umfänglich, und erwartungsgemäß arbeitete auch ich diesen Abend in meine Playlist ein. Da ich seinem Bericht nichts hinzufügen kann, bleibt mir, voraus zu blicken und die fantastische Karin Park anzuführen, die am 15. April im Berghain spielt. Dass ich Karin Park da bereits zum zweiten Mal sehen werde, verdanke ich einer sehr aufmerksamen Freundin. Zudem spielen NEØV nächste Woche (9. April) im Rahmen der Ja Ja Ja Berlin Club Night in der Stadt.

Concerts like living room and school trip at the same time. Last week, Simon described all the highlights from March 12th extensively, and, as expected, I integrated this evening into my playlist as well. As I cannot add anything to his review, I’ll look ahead and bring in Karin Park who will play in Berlin on April 15th at Berghain. I owe the fact that I will see Karin Park there for the second time already to a very attentive friend. Also, NEØV will be playing in town next week (April 9th) as part of Ja Ja Ja’s Berlin Club Night.

Franziska