Titelbild von Nora
Es war das 1. Adventswochenende. Und da war dieser Mann, der alle fotografiert, die sich länger als vier Minuten mit ihm unterhalten. Dank ihm habe ich Lydmor (sprich „Lümor“) kennengelernt.
Und das kam so: Bei Facebook habe er einen Debattierklub gegründet, dessen allererstes „echtes“, will heißen nicht-digitales Treffen am Folgetag stattfinden werde. Weil er befürchte, die körperliche Präsenz der Klubmitglieder könne die Diskutierfreudigkeit lähmen, habe er eine Aarhuser Musikerin – Lydmor eben – gebeten, den Nachmittag musikalisch zu eröffnen und so die Stimmung aufzulockern. Ob ich nicht Lust hätte, dabei zu sein.
So saß ich am nächsten Nachmittag im gemütlichen, kleinen Café Stardust und wünschte mich an keinen anderen Ort der Welt.
Young heißt das Lied, das Euch Rigtig rigtig fedt diesen Monat vorstellen möchte.
Vier Wochen nach besagtem Konzert erschien das zugehörige Video. Lydmor hat es der dänischen Internetöffentlichkeit mit den Worten vorgestellt:
So ist das Musik-Video für Junge fertig! Sie sind herzlich eingeladen zu mir und teilen mit Ihren Freunden zu unterstützen, damit es weit und breit wird gehen im Internet. Ich liebe dich alle! Umarmungen von mir.
In diesem Sinne. (Und Dank an Google Übersetzer.)
Ich bin versucht, die These aufzustellen: Die Ununterscheidbarkeit von Bandnamen und Songtiteln sinkt in dem Maße, in dem die Verfügbarkeit des Internets steigt.
Vor 15 oder 20 Jahren (man hatte die Suchmaschine seines Vertrauens noch nicht ständig zur Hand) gaben sich Musiker Namen, die man schlechterdings nicht mit den Titeln ihrer Lieder verwechseln konnte. Michael Jackson Earth Song. Die Prinzen Küssen verboten.
Heute ist das anders. Es scheinen ausschließlich zweisilbige Wörter in Gebrauch zu sein. Immer eins für den Interpreten und eins für den Song. Zuordnung beliebig.
Doch Kulturklubben Merav lässt Euch nicht im Regen stehen.
Kúra (sprich: Kura) ist das isländische Wort für kuscheln – und außerdem der Bandname von Fanney Ósk Þórisdótti, Brynjar Bjarnfoss und Rasmus Liebst. Warum sie sich Kuscheln nennen, steht im Bast Magazine, Ausgabe 1, Seite 38.
Wenn Kúra der Bandname ist, muss Anchor folgerichtig der Songtitel sein.
Doch wieso Anker? Vielleicht erschließt es sich einem, schaut man das Video nur oft genug. Na dann, los geht’s:
Als ich las, dass Among Disco Club Kids am Abend auftreten sollten, war ich neugierig zu erfahren, wer diese Menschen sind, die so eindrucksvoll meine These der Zweisilbigkeit heutiger Bandnamen widerlegt hatten.
Ich wurde nicht enttäuscht. Es war ein schönes Konzert.
Zwei Dinge sind anzumerken:
Erstens (unwichtig): Fathma Fahmi ist eine recht zurückhaltende Sängerin – nicht nur auf der Bühne. Als ich ihr nach dem Konzert für die schöne Musik danken möchte, ist die Unterhaltung bereits nach einem knappen (aber keineswegs unhöflichen!) „Thanks“ beendet. So fühlt sich also Kulturjournalismus an ...
Zweitens (wichtig): Fathma Fahmi überzeugt als Sängerin. Um einen Eindruck zu bekommen, empfehle ich den Titel Hide & Seek.
Manche veredeln Apfelsaft mit Wodka. Der Mashup-Künstler Girl Talk veredelt John Lennon mit Hip-Hop (siehe Februar). Ich selbst habe neulich versucht, m‘s mit m‘s zu veredeln.
Zu diesem Zweck habe ich Schriften gesucht, deren Namen mit M beginnen. Auf meinem Computer sind es derer sechzehn. In jeder dieser Schriften habe ich den Kleinbuchstaben m gesetzt. Und zwar so, dass er mir in allen sechzehn Varianten gleich hoch erschien. Voilà:
Anschließend habe ich alle m‘s übereinander geschoben. Das Ergebnis seht Ihr unten. Ja, man erkennt, dass es ein m ist – leider ein sehr hässliches.
Natürlich war abzusehen, dass beim Übereinanderlegen von Schriften kein Moscow Apple entsteht. Spaß hat es trotzdem gemacht.
Ungleich mehr Spaß hatte sicherlich Dan Sayers bei einem ganz ähnlichen Versuch. Sein Ergebnis ist sogar einigermaßen vorzeigbar.
„Wild Belle... synth reggae muy dreamy.... me gusta!“ – so tweetete @popcasting über das Duo von Natalie und Elliot Bergman. Bisher gibt es nur zwei Songs und alles, was man an Hintergründen und Bandvergleichen mehr wissen oder nicht wissen will, hat der Guardian schon aufgeschrieben:
We certainly can't wait for more music. We've been told we can hear another track by Wild Belle, the band in question, tomorrow. Problem is, by then it will be too late to write about them – most of the free world will know everything about them and we'll be trailing in their dust. So we're doing them now, before the buzz becomes deafening.Wieauchimmer, synth reggae muy dreamy.
„This weirded me out at first but now I love it“ – das war der Kommentar von jstn zu diesem Cover-Video von Olga Bell. Passt auf jeden Fall von der Stimmung zu den weirden Lyrics des Originals von Weezer.
Auch wenn ich befürchte, dass sich nur wenigen unter Euch die Gelegenheit bieten wird, diesen wunderbaren Kurzfilm zu sehen, soll er doch nicht unerwähnt bleiben:
Skallamann der Norwegerin Maria Bock.
Im letzten Jahr tourte Skallamann von Festival zu Festival und räumte diverse Preise ab. Ich hatte das Glück, ihn auf dem Nordisk Panorama in Aarhus zu sehen. Zweieinhalb von zwölf Minuten kann man kostenlos im Internet sehen. Das ist unbefriedigend, aber könnte gerade so reichen, einen Ohrwurm zu erzeugen. Zusammen mit weiteren Informationen findet Ihr den Trailer auf den Seiten des Norsk filminstitutt.
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