2012

Kultur­klubben Merav

November 2012

Rigtig rigtig fedt
I’ll never forget you
Birth and Death are Sisters
Privatkino
Für Spürnasen
Window Sessions
Ausgehtipps

Rigtig rigtig fedt

Simon

Bis vor Kurzem war ich fest davon überzeugt, das Lied würde November Copenhagen heißen. Ich kann es sogar pfeifen (was besser ungehört bleibt.)

Nun stellte sich heraus, dass ich mich um drei Monate vertan habe. August wär’s gewesen. August Copenhagen.

Das bedeutet leider auch, dass ich Euch Kites and Komets ganz umsonst so lange Zeit vorenthalten habe. Gleich nachdem ich sie Anfang des Jahres live in Aarhus zum ersten Mal gesehen und das vermeintliche Herbstlied gehört hatte, wusste ich nämlich: Das Lied stelle ich Euch in der November-Ausgabe vor.

Da sich dieser Plan also zerschlagen hat, müsst Ihr mit We Can Stop Time vorliebnehmen – was keine schlechte Wahl ist. Schließlich gibt es zum Lied ein Video mit wunderbaren Konzertbildern. Natürlich nicht irgendein Konzert, sondern eben jenes! (Ich habe das Video mittlerweile an die zwanzig Mal gesehen und muss enttäuscht feststellen, dass man mich nicht sieht.)

Und wer sind diese Kites and Komets?

Auf einer deutschsprachigen Internetseite liest man

Kites and Komets ist das neue Solo-Projekt von Mikael Kærsgaard (München).

Das stimmt so natürlich nicht ganz. Mikael Kærsgaard kommt mitnichten aus München, sondern aus Esbjerg/Dänemark. Was hingegen stimmt: Kites and Komets sind sein neues Projekt. Die Band, mit der er vorher unterwegs war, heißt Munich.

So, genug gelacht. Ich weiß ja auch nicht alles. In Monatsnamen bin ich zum Beispiel nicht gut. Und was sich ebenfalls meiner Kenntnis entzieht, ist, ob Munich heute noch aktiv sind oder nicht. Zumindest ein Internetauftritt existiert noch. Und da – und nur da – kann man ein paar fantastische Lieder hören. Am besten gefällt mir Tell Me All About The Future, das wenige Sekunden, nachdem man die Seite aufgerufen hat, wie durch Zauberhand von ganz alleine beginnt. Hört Euch das mal an – und kommt dann aber bitte wieder.

I’ll never forget you

Robert

Nach der langen Sommerpause wird es mal wieder Zeit für einen Artikel mit Coverversionen. Das Original von I’ll never forget you ist eines der ruhigeren Stücke von Francis and the Lights. Francis singt

You made me so angry, I’ll never forget you.

Worum es in dem Lied geht? Die Antwort vom Künstler selbst, von YouTube als Uploader-Comment hervorgehoben:

the song is about the pain of asking your friend for money (and loaning money to a friend).

Vielleicht das erste Mal, dass ein YouTube-Kommentar nützlich war.

Man könnte jetzt noch einiges über ihn schreiben, über ein erstes Konzert, in dem er und seine Band ein komplettes Otis Redding Album spielten, ein 100.000$-Investment in ihn, über das er einige Zeit auf Twitter Buch führte, oder über im Internet veröffentlichte Übe-Sessions, aber ich verweise mal nur auf dieses Interview.

Ebenfalls interessant ist die Hintergrundgeschichte zu Birdy, mit bürgerlichem Namen Jasmine van den Bogaerde. Im Jahr 2008 gewann sie im Alter von 12 Jahren die Talentshow Open Mic UK. Ihr Debütalbum von 2011 enthält mit einer Ausnahme Cover-Versionen. Im Kulturklubben zu hören gibt es eine Liveversion von I’ll never forget you.

Birth and Death are Sisters

Simon
Das Aarhuser Duo Deer Bear hat im April sein Debütalbum House Behind the Eyes veröffentlicht. Ein tolles Album! – vorausgesetzt man ist bereit dazu. Über ihre Musik schreiben Deer Bear:

Our music, and the words that live in its wake, are nothing but a shelter from the world. Music really can’t do anything else than to postpone suffering: music is the armor of the heart. This is the reason why we make music: to escape and to alleviate.

Um diesem Leiden im irdischen Jammertal zu entkommen, machen Deer Bear aber mitnichten karnevaleske Rumtata- und Spaßmusik.

The style might be labeled as melancholic pop-folk, and while the sound is warm and comforting, the subject matter is far from it.

Diese Zitate sind durchaus als Warnung zu verstehen: Sollte Euch der Sinn gerade nicht nach herbstlicher Melancholie stehen, überpringt diesen Artikel besser. (Roberts Brasilianer Domenico dürfte eher nach Eurem Geschmack sein.)

Für die, die jetzt immer noch hier sind, gibt es Sunrise und Birth and Death are Sisters.

„Sunrise“, werdet Ihr denken, „Ein Lied, das Sunrise heißt, kann ja so schlimm nicht sein.“ – Ich habe Euch gewarnt:

I turn my face from that grievous star
Before me lies the only road I know
So I follow my shadow to nowhere
Away from the sunrise

Privatkino

Robert
Domenico Lancellotti hatten wir in der letzten Ausgabe schon als Komponisten, heute stelle ich euch sein Album Cine Privê vor. Mein persönlicher Film zu diesem imaginären Soundtrack hat zwar mehr mit Strandspaziergängen auf quietschendem Sand zu tun, dennoch möchte ich euch das Video zum Titelstück nicht vorenthalten. Doch Obacht, wer kein rohes Fleisch mag oder wem schon der Tatort zu gruselig ist, der klicke besser gleich zur reinen Audio-Version. Zur Entspannung gibt es in jedem Fall noch eine Fahrt im Taxi mit einem nach dem brasilianischen Regisseur und Schauspieler Hugo Carvana benannten Stück. Seine 1954 beginnende Liste von Filmen, an denen er beteiligt war, lässt sich in der portugiesischen Wikipedia bestaunen.

Drei weitere Stücke des Albums zum Anhören und Herunterladen: Os Pinguinhos, 5 Sentidos und Fortaleza.

Bei letzterem Stück ist Money Mark, in der Musikberichterstattung gerne als zeitweiliger vierter Beastie Boy vorgestellt, an der Melodica zu hören. Er ist nur einer der vielen Gäste und Ko-Komponisten auf diesem Album: Kassin, Moreno Veloso, Pedro Sá, Alberto Continentino, Adriana Calcanhotto, Darin Gray und Glenn Kotche, Jorge Mautner …

Für Spürnasen

Lisa

In den letzten Monaten hatte ich eine kleine Leseschwäche. Ich konnte mich nicht auf komplizierte Syntax oder ernsthafte Themen einlassen und habe stattdessen Krimis verschlungen. Zwei besondere Titel sind mir dabei unter die Augen gekommen:

Gegen den Sonnenhunger.
In Die Sprache des Feuers von Don Winslow habe ich viel über Feuer und Brandmuster gelernt und in einem hoffnungslosen, schön kalifornischen Lebensgefühl gebadet. Dieser Krimi kommt ohne psychologisch analysierende Innenansichten aus, die Geschichte ist sachlich nüchtern geschildert, die Protagonisten sind rau, der Ton aggressiv. Ein sehr cooles Buch.

Von Don Winslow gibt es weitere Krimis, außerdem ist nach seiner Vorlage der Film Savages von Oliver Stone gerade in den deutschen Kinos.

Für frankophile Liebhaber britischer Detektiv-Geschichten.
Profiler, forensische Anthropologen oder Mitarbeiter des CSI sucht man in dieser Krimi-Reihe von Martin Walker vergebens. Dafür war ich von der ersten Seite an in den sympathisch bodenständigen Bruno Chef de police verliebt. Er löst die Verbrechen in St. Denis mit Orts- und Menschenkenntnis statt mit DNA-Abgleich und Bewegungsprofil. Und dabei habe ich noch was über die wichtigen Dinge des französischen Lebens gelernt: Frankreich, Wein, Patê und Trüffel.

Window Sessions

Simon

Liebe Hannah.

Auf Deinen Auftritt im Rahmen des Spot Festivals fünf Tage nach Erscheinen der Mai-Ausgabe (in der Robert Deine Version von Gatekeeper vorstellte) hatte ich mich richtig gefreut. Warum ich dann schon nach zwei Liedern gegangen bin? Am Konzert kann es nicht gelegen haben! Das war sicherlich toll. – Ich glaube, ich hatte an dem Tag einfach schon zu viel Musik gehört und brauchte einfach mal eine Pause. Dass ich stattdessen behauptete, das sei „nicht so meine Musik“, war doof und vor allem gelogen. Neulich habe ich mir nämlich Dein Album Window Sessions gekauft und seitdem läuft es bei mir rauf und runter. Dafür wollte ich mich bedanken! Toll auch, dass Du vier Stücke vom Album auf der Soundcloud zur Verfügung stellst. So kommt auch die Kulturklubben-Leserschaft in den Genuss.

Auf das erste Konzert mit Dir in voller Länge freut sich
Simon

Ausgehtipps

Robert

Auch schon mal das Gefühl gehabt, dass Konzerte immer noch später anfangen? Könnte doch auch anders sein, oder? Zum Beispiel nachmittags anfangen?

Die Sängerin Elisse La Roche im Chicago Reader:

To be honest, I love going to shows while the sun is still up. I guess I’m just an old man at heart. Dinner at 4:30 PM sounds wonderful to me.
(Night Moves: Guitarist Elisse La Roches of Canadian Girlfriends parties like it’s the Fourth of July)

Oder morgens?

Russel Davies über Daylight Music:

I’ve never been much for going out in the evenings. I’d always rather be at home, so I miss a lot of stuff I’d like. And this reminded I’ve always wanted to go to gigs in the morning. Before work. Before school. While it’s still cold and the streets are still quiet […] Maybe it wouldn’t just be music. Could be talks, readings. But, early, so there’s something under your belt before you start the day. With coffee.
(russelldavies.typepad.com – daylight music)

Und auch Tanzen könnte man früher – oder später …

Barbara Morgenstern im Interview mit der taz über ihr Album Sweet Silence, Tanzen, Musik und den Berliner Luxus:

Ich hab Freunde, die gehen nach dem Frühstück tanzen und kommen dann abends pünktlich ins Bett.
(taz.de: „Ich trauere den alten Zeiten nicht nach“)

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