KW 38 / Mike Sheridan
Als treue Kulturklubbenleser_innen kennt ihr mittlerweile alle das SPOT-Festival, das jedes Jahr Anfang Mai Århus um ein paar Grad wärmer erscheinen lässt (falls ihr nächstes Jahr kommen wollt: trotzdem Schal und Mütze nicht vergessen!). Es gibt aber noch ein weiteres alljährliches Ritual, das sich Anfang September in dieser Stadt abspielt. Das Årsfest. Hierzu lädt der größte Arbeitgeber der Stadt, die Universität, offenbar namhafte Stars der dänischen Musikszene ein. Um dieser Veranstaltung beiwohnen zu können, muss man sich einem Losverfahren unterwerfen. Daher war die Freude groß, als ich, dem zuvor noch nie etwas im Leben geschenkt wurde, plötzlich eines der begehrten Tickets in meinem Postkasten vorfand.
So bin ich also letzte Woche zum Årsfest im Musikhuset der Stadt erschienen, zusammen mit der gebündelten Lehrkraft der Universität. Nach einer kleinen, genuschelten Ansprache des Uni-Präsidenten gab es dann zwei Stunden dänische Comedy und Musik von unter anderem Michael Falch, Kira Skov, Pernille Rosendahl, Søs Fender und Mike Sheridan. Diese Namen sagten mir nicht besonders viel bis eigentlich gar nichts – bis auf Kira Skov Kira Skov (leider konnten mich ihre nackten Füße nicht mehr so fesseln wie noch ein Jahr zuvor). Nach einer doch längeren Phase mit Klängen, die Kindheitserinnerungen an Katja Ebstein, Nino de Angelo und Rainhard Fendrich aufkommen ließen, befand ich mich dann gegen Mitte des Abends in einem tiefen, friedlichen, also uni-typischen Halbschlaf. Damit war es dann plötzlich vorbei, als Mike Sheridan die Bühne betrat und sein MacBook anschloss. Von meinem Platz in Reihe 8 sah er aus wie ein waschechtes Kind aus der Beziehung von Professor Snape und Harry Potters Mutter. Da der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, verwundert es nicht, dass Mike magisch schwebende bis düstere Klangteppiche erzeugt. Bedauerlich allerdings, dass er nur einen einzigen Song spielte. Dieser konnte mich allerdings durch den Rest des Abends tragen, hin zum an- und abschließenden Glas Wein mit dem mich jetzt betörenden Lehrkörper.
Mike hat bisher zwei Platten herausgebracht, in den Jahren 2008 und 2012, mit den Titeln I Syv Sind (schwer übersetzbar, so etwas wie Verwirrung, Zweifel, Hin- und Hergerissensein) und Ved Første Øjekast (in etwa: Auf den ersten Blick).