KW 43 / Grazia


Bierkisten in Belgien; fotografiert von Nora

Dies ist die Geschichte eines späten Erfolgs. Um die Moral gleich vorweg zu nehmen: Verzweifelt nicht, wenn Ihr scheitert; fünfunddreißig Jahre später wird man Euch feiern.

So zumindest geschehen im Fall von Grazia Peretz. In den 70er schickte sie sich an, in Israel ein richtig fames, türkisch singendes Mädchen zu werden. Auf Hochzeiten war sie aufgetreten und hatte es bis ins Fernsehen gebracht. Nun, mit 16 Jahren, sollte sie endlich ihr erstes Album nehmen.

Es ist 1978. Seit vielen Jahren ist Jaffa das Zentrum für griechische und türkische Musik in Israel. (Als Querverweis sei Aris San genannt.) Aris San Hier in Jaffa trifft Grazia auf Marko Bachar von Koliphone Records. Ausgestattet mit einem neu erworbenen Moog-Synthesizer Moog-Synthesizer sind sich beide sofort einig, der Folk-Szene ein klein wenig Disco-Sound unterzujubeln.

Die Überraschung geht nach hinten los. Vielleicht hatten sie den Synthesizer doch zu exzessiv genutzt oder die türkischen Gitarren spielten zu psychodelisch? Wer weiß. Fest steht nur, dass Grazias Debütalbum auch gleichzeitig ihr letztes bleiben sollte.

Karriereende mit 16? Das ja. Aber nicht in Vergessenheit geraten! Denn fünfunddreißig Jahre später (seit 2013) gibt es Grazias Album wieder zu kaufen. Sogar auf Vinyl. Fortuna-Records.com Zu verdanken haben wir diese Wiederveröffentlichung dem Tel-Aviver Label und DJ-Kollektiv Fortuna Records.

Und um diesem Revival die Krone aufzusetzen: Vor zwei Wochen ist doch tatsächlich ein altes Live-Video von Grazia aufgetaucht. Die Musikhistoriker sind aus dem Häuschen.

Doch der Reihe nach: Zunächst eine Hörprobe vom Album, dann der Belly Dance Disco Mix von Fortuna Records (ohne Grazia) und abschließend das Video.

Simon