2012

Kultur­klubben Merav

Juli 2012

Rigtig rigtig fedt
Nachtrag: Omnichord
The Asteroids Galaxy Tour
The Slap
Malmö, Schweden
From Disco to Disco

Rigtig rigtig fedt

Simon

Bei all den dänischen Stars dieser und der letzten Ausgabe können wir ruhig mal wieder einen Popularitätsgang runterschalten – ohne dabei auch nur im Geringsten Abstriche in Sachen Qualität machen zu müssen.

Soffie Viemose heißt die (ebenfalls dänische) Künstlerin.

Wenn ich es richtig verstanden habe, heißt ihre erste, im Dezember veröffentlichte EP schlicht EP – zu hören auf Soundcloud und Bandcamp. Mit Spannung erwarte ich das für September angekündigte Debütalbum.

Die Auszeichnung Rigtig rigtig fedt geht in diesem Monat an Track 4 der EP. Das Lied trägt den Titel Gift (frei übersetzt: Geschenk) und besticht durch sein sommerliches Zikadenzirpen – einer gern gehörten Abwechslung in der bisher vom Regenrauschen beherrschten Klangkulisse dieses Sommer.

Übrigens – und um mal wieder eine Verbindung zu einem alten Bekannten zu schlagen – verdanken wir Soffie Viemose einen Remix von Asbjørns The Criminal, der sich ganz wunderbar macht, wenn man in der Küche steht und Tofu mariniert.

Nachtrag: Omnichord

Robert

Im Mai hatten wir die Frage nach dem von Hannah Schneider gespielten Instrument gestellt. Nun, es handelt sich um ein Omnichord. Wir bedanken uns bei allen Tippgebern und teilen diese Links mit euch:

Wikipedia-Seite zum Omnichord
Hannah Schneider & ihr Omnichord – Steady Feet
Gepimpte Omnichords in der De:Bug

The Asteroids Galaxy Tour

Nora

Das Beste an Festivals ist, neben dem Herumlungern in der Sonne bei schönster Live-Musik, die Menge an neuer Musik, die präsentiert wird. Ich zumindest war eher unvorbereitet, was das Northside-Festival angeht. Ein großes Musikfestival in der Stadt, in der ich lebe, hat als Anlass zum Kartenkauf vollkommen ausgenügt. Wer da spielen sollte, war eigentlich zweitrangig.

Ich hatte Glück und habe viele tolle Musiker gehört. Eines der absoluten Highlights war die dänische Band The Asteroids Galaxy Tour. Eine Woge an guter Laune überrollte mich. Was genau mich so glücklich gemacht hat, lässt sich schwer sagen: Waren es die charmante und energiegeladene Sängerin Mette Lindberg und ihr spaciges Aerobic-Outfit oder die vornehmlich von Lars Iversen geschriebene, quietschbunte Musik, die unweigerlich zum Mitwippen einlädt?

Ohne irgendwie beliebig und leer zu wirken, produzieren The Asteroids Galaxy Tour schon seit 2008 wunderbare Pop-Musik mit Ska- und Funk-Einflüssen. Viele haben die Qualität der Band schon entdeckt: Als Vorband von Amy Whinehouse und Kate Perry hat sie sich einen Namen gemacht und in so manchem Werbeclip war ihre Musik auch schon zu hören. Wenn ihr also unvermittelt an MP3-Player oder Bier erinnert werdet, dann wisst ihr warum.

Nun erklingt sie also endlich in meinem Wohnzimmer. Und ich wundere mich nicht, wenn ich beim Hören Lust auf undefinierbares Buntes und Süßes kriege, schließlich beschreibt Mette ihre Musik selbst folgendermaßen:

It’s like choosing an ice cream, I just can’t pick only two flavors. I want to taste all of them. That’s how it feels with our music as well. We get to play with all the flavors.

The Slap

Lisa

Stell dir vor, du gibst eine Gartenparty und der Cousin deines Mannes verpasst dem (unerträglichen) Sohn deiner besten Freundin eine Ohrfeige. Verständnis und Abscheu streiten sich: „Nur Monster schlagen Kinder!“ oder „So ein kleiner Klaps hat noch niemandem geschadet!“; hinter vorgehaltener Hand denkt meine Schadenfreude „Die Brut hat es verdient, endlich zeigt dem mal jemand seine Grenzen auf, wenn die Eltern das schon nicht tun …“.

The Slap (deutscher Titel Nur eine Ohrfeige) von Christos Tsiolkas erzählt die Geschichten der verschiedenen Gäste eines Barbecues und ihre Reaktion auf diese Ohrfeige. Der Gastgeber steht auf der Seite seines Cousins – wie man das in griechischen Familien eben so tut. Die Gastgeberin ist sowohl unter Müttern als auch besonders unter Freundinnnen solidarisch. Die betroffene Mutter reagiert mit verbissener Selbstgerechtigkeit. Der klapsende Cousin befürchtet, wegen dieser Lappalie sein Gesicht zu verlieren.

Dieser großartige Roman erzählt von mehr als nur den Engelchen und Teufelchen auf unserer Schulter. Es geht um unsere Konzepte von Familie und Freundschaft, und darum, dass Rassismus und Neid fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind. Er führt uns vor, dass Partnerschaften für Außenstehende meist undurchdringbar bleiben und dass es immer die andere Seite der Medaille gibt.

The Slap hält allen Protagonisten den Spiegel vor, ohne zu werten und ist so spannend, dass ich das Buch nicht weglegen konnte.

Malmö, Schweden

Robert

Es gibt einige schwedische Bands, bei denen man sich fragt, warum sie nicht viel, viel bekannter sind. Liegt es an zu nachdenklichen Texten über den poppigen Melodien?

Man weiß es nicht.

Eine dieser zu wenig bekannten Bands ist Eggstone aus Malmö.

Vor 15 Jahren die letzte Platte und sie klingen immer noch so frisch wie ein Sandwich-Eis auf dem Weg zum Hafen.

From Disco to Disco

Simon

Die dunkelhaarige Sängerin von Darkness Falls kam Ulrik irgendwie bekannt vor. Aber woher?

Gemeinsam gingen wir dieser Frage nach und hangelten uns einen Nachmittag lang von Band zu Band, bis wir schlussendlich wieder da ankamen, wo wir angefangen hatten – bei Darkness Falls.

Hier ist unser Beziehungspfad (aus dramaturgischen Gründen rückwärts):

Ina Lindgreen hat an der Filmhochschule in Kopenhagen studiert. Für die Musik ihres Abschlussfilms Grænseland zeichnet sich Sofie Johanne Rasmussen verantwortlich – die Frau an Bass und Synthesizer bei Giana Factoy.

Giana Factory spielt für Euch Rainbow Girl. (Gehen wir mal davon aus, dass die Mütze im Video aus Kunstfell ist.) Ein anderes Lied ihres Debütalbums heißt Dirty Snow, und der vielleicht umtriebigste aller Dänischen Produzenten, Anders Trentemøller, hat davon einen Remix gemacht.

Von Trentemøller aus wäre es ein Leichtes, den Bogen zurück zu Darkness Falls zu schlagen, schließlich hat er ihr Album Alive in Us produziert. Aber so einfach wollten Ulrik und ich es uns nicht machen. Stattdessen blicken wir zusammen mit Laika zurück auf ihr Leben vor Sputnik 2: Die musikalische Hommage auf das erste Lebewesen im All nennt sich Moan, stammt von Trentemøller und hat ein ganz wunderbares Video. Es singt Ane Trolle.

Ane Trolle wiederum haben wir den Ohrwurm Hold Nu Kay zu verdanken. Das Lied ist schon ein paar Tage alt und ich glaube, das Duo JaConfetti hat sich in der Zwischenzeit aufgelöst. Aber jetzt kommt‘s: Wer hüpft im Video neben Ane Trolle durch den Setzkasten?

Es ist keine geringere als Josephine Philip – Ina Lindgreens Bandkollegin von Darkness Falls. Voilà, Kreis geschlossen.

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