Natürlich gibt es auch in Dänemark zahlreiche Indikatoren für den Sommer. Das Wetter gehört nicht dazu. Wohl aber die verkürzten Öffnungszeiten der Blumenläden, der Mangel an Konzerten sowie die Eintönigkeit im Radio. Besonders letzteres macht mir zu schaffen.
Am Abend des 30. Juni hat die diensthabende Musikredakteurin noch schnell ein paar MP3s in den Juli-Ordner geschoben und sich anschließend ebenfalls in den Sommerurlaub verabschiedet. Seitdem sitzt allein der Nachrichtensprecher im Studio und drückt alle drei Stunden auf Replay.
Eine gute Sache hat die ausnahmslose Heavy Rotation: Sedated – ganz offensichtlich die neue Single der dänischen Band Choir of Young Believers.
Die amerikanische Plattenfirma Ghostly International stellt uns den Track freundlicherweise in der Soundcloud zur Verfügung.
Ein Video hingegen gibt es nicht. Und lese ich folgendes, dem Sänger Jannis Noya Makrigiannis zugeschriebenes Zitat in der De:Bug, so bezweifele ich, dass demnächst eines gedreht wird.
Es enttäuscht mich sehr, wenn ich ein schlechtes Video von einer Band sehe, die ich eigentlich mag. Da steckt man so viel Energie in seine Musik und dann hat man ein Video dazu, das einfach nur langweilig und hässlich ist, nur damit irgendwer im Internet darüber schreiben kann.
Eine der Neuentdeckungen des letzten Monats war das Totokoko-Label aus Japan. Es handelt sich dabei um ein Netlabel, das heißt, die fast 30 Veröffentlichungen gibt es zum freien Download. Auf der Soundcloud-Seite, auf der man in ausgewählte Titel reinhören kann, wird die Musik mit
warm, cold, soft, shine, happy.beschrieben. Ideal zum Bahnfahren, Lesen oder in den Regen gucken.
sound like that.
Alle Alben gibt es auf der Webseite des Totokoko-Labels*, eine Auswahl hier:
Kraffa + Yusuke Nishiyama – Sunrise In Rainy Day
m.e. – Where does the rain come from?
Ibuki Yushi – Retroperspective
Tanaka Makoto – LullabyI
* Man beachte dort auch die handgemalten Social-Media-Icons.
Japan-Wochen beim Kulturklubben? Wool Strings jedenfalls kommt aus Kanagawa in Japan und ist das Solo-Projekt von Ryohei Ameda. Der ruhige Sound, als Auswahl die EP „Our Spring to their Summer“, passt gut zur Richtung des zuvor vorgestellten Totokoko-Labels. Kein Zufall natürlich, denn auf diesem Wege hatte ich das Label überhaupt entdeckt.
Als Einflüsse werden auf der Bandcamp-Seite João Gilberto, die Beach Boys und The Pastels genannt. Von Brasilien über Kalifornien nach Schottland. Da kann dann ja nicht mehr viel schiefgehen.
Zurück zur sommerlichen Heavy Rotation und einem zweiten erwähnenswerten Titel, dem „Faxe-Kondi-Song“.
Faxi Kondi ist das dänische Erfrischungsgetränk schlechthin. Im gleichnamigen Lied besingen Klumpen und Raske Penge die guten alten Zeiten, in denen Faxi Kondi noch in braunen Bierflaschen abgefüllt wurde. Als dann die Umstellung auf Dosen kam, kratzen die beiden ihr Erspartes zusammen, um die letzten Braunschen Röhren aufzukaufen.
Finanziell ruiniert, aber glücklich singen sie ihre Ode auf die Brause und sind damit in aller Ohren. Nicht zuletzt weil es Dancehall ist. Dancehall auf Dänisch – zurzeit die ganz große Nummer.
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