Kultur­klubben

KW 26 Disa

Flunkern macht Spaß. Diesmal hätte ich gerne so begonnen: „Als wir erfuhren, dass der Kulturklubben für den diesjährigen Grimme Online Award nominiert ist, feierten wir uns als Redaktion mit einem gemeinsamen Konzertbesuch.“

Leider streicht meine strenge Lektorin solche Lügen jedes Mal raus. Mit dem Ergebnis, dass sich der Anfang nun so liest: „Als wir erfuhren, dass der Kulturklubben erneut nicht für den Grimme Online Award nominiert wurde, trösteten wir uns als Redaktion mit einem gemeinsamen Konzertbesuch.“ Dröge, oder?

Es spielte Ane Trolle im Grünen Salon der Berliner Volksbühne. Und wir waren uns einig: es war ein sehr gutes Konzert.

Woher Ihr Ane Trolle kennen könntet? Ihre Single Honest Wall lief im Adventskalender 2012 und ihr größer Erfolg, Sweet Dogs, 2007 im Radio rauf und runter.

Im Grünen Salon wurde Ane Trolle unterstützt von einem Schlagzeuger, einem Bassisten und nicht zuletzt von zwei herausragenden Backgroundsängerinnen, die problemlos bis zum viergestrichenen Gis kamen, während sie zeitgleich die Tasteninstrumente spielten.

Die rothaarige der beiden Backgroundsängerinnen konnte zudem toll mit dem Kopf wackeln. Von Ane wurde sie als the Icelandic Bitch vorgestellt. Das verstand ich nicht, war aber vermutlich liebevoll gemeint.

Szenenwechsel: Vier Wochen später, Spot-Festival, Aarhus, Dänemark. Zwei Drittel der Redaktion stehen in einer stockdunklen Konzerthalle, nicht ahnend, wer oder was sie erwartet. Da geht der Scheinwerfer an: Eine Frau mit roten Haaren steht auf der Bühne. Ihr Kostüm lässt mich an einen Vogel denken. Sie singt glockenhell und wackelt mit dem Kopf. – Ein riesen Hallo: unsere Backgroundsängerin!

Auf Solopfaden hat sie sogar einen richtigen, einen anständigen Namen: Disa.

(Meine Lektorin sagt auch, ich solle die Künstler in den Vordergrund rücken und weniger über mich schreiben. – Püh.)

Simon

KW 25 Boom Pam

Tolle dänische Bands warten darauf, im Kulturklubben vorgestellt zu werden … aber ich komme zu nichts. Vor drei Wochen war es ein Kinofilm, der mich abgelenkt und auf österreichische Spuren gebracht hat, in dieser Woche ist Franziska schuld.

In ihrer immerguten Playlist tauchte wer auf? Oum Shatt. Hatte ich vorher noch nie gehört, mittlerweile aber tausendmal; Power to the Women of the Morning Shift immer und immer wieder.

Meine erste Assoziation war sofort: Boom Pam.

Ihr kennt nicht Boom Pam? Dann nehmt Euch eine halbe Stunde und kommt mit mir nach Tel Aviv:

Für mich vielleicht noch fantastischer als für Euch, verbinde ich mit Boom Pam doch den Frühling, nicht allein den metaphorischen, sondern einen ganz konkreten, wenn auch weit zurückliegenden.

Damals lernte ich eine tolle Frau kennen. Leider gab es zu ihr auch einen ihn – und der war nicht ich. „Das lässt sich ändern!“ versprach mir meine Selbstüberschätzung. Und so kam es, dass ich ihr nach einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch vorschlug, im Musikladen nebenan zu stöbern und sich abwechselnd das Entdeckte vorzuspielen. Der Vorschlag gefiel ihr.

Mit den Worten „Hör mal, was ich Cooles gefunden habe“ setzte sie mir den Kopfhörer auf die Ohren. Und natürlich: es lief Boom Pam.

Später – auf mein ungläubiges Nachfragen hin – schwor sie Stein und Bein, jene Strophe, die in dem Moment lief, als ich die Kopfhörer trug, noch nie gehört, geschweige denn erahnt zu haben:

You say you have boyfriend,
Baby, I don’t care,
Your boyfriend and I can share.

Ich musste es ihr glauben. Und trotzdem mag ich Boom Pam.

Simon

KW 24 Som Brasileiro: Das weiße Album

Dunkle Brille, langer Bart, Gitarre. Wieder ein Däne oder vielleicht ein Isländer? Wäre im Kulturklubben nichts Ungewöhnliches, doch dann …

Bonjour, je m’appelle Rodrigo Amarante et je suis ici maintenant pour …

Ein Brasilianer, der auf seinem Album Cavalo Portugiesisch, Englisch und Französisch singt, und bei einem Stück Hiromi Konishi auf Japanisch.

Entstanden ist das Album in Los Angeles:

This is my first solo record. It was made during an unexpected but very welcome exile, in a land I wouldn’t predict I’d moor my boat for long but that, given such difference and a refreshingly nameless arrival, gave me the opportunity to re-cognize my nature, to recoup my ascendance and to disclose a new perspective over myself. […]
I became enamoured by space, by distance, and began to see the double that looks at me from the outside, that reflects the vision I call mine, vehicle and invented accomplice to which I am also a channel, the one I name Cavalo.

  1. Nada Em Vão
  2. Hourglass
  3. Mon Nom
  4. Irene
  5. Mana
  6. Fall Asleep
  7. The Ribbon
  8. O Cometa
  9. Cavalo
  10. I'm Ready
  11. Tardei

In Berlin war er natürlich kurz bevor ich das erste Mal von ihm gehört habe. Zum Ausgleich eine im Mai in Porto entstandene Aufnahme von Irene

Robert

KW 23 Playlist – Immergutlastig

Diesen Monat hatte ich richtig Glück, als wir, etwas bierübermütig, das Bonaparte-Konzert auf dem Immergut Festival in Reihe 4 Mitte begehen wollten. Bereits nach den ersten Tönen hatte ich meine Freunde verloren, nach weiteren Minuten auch beide Schuhe. Kein gesunder Zustand für meine Füße, also beschloss ich, meine Schuhe inmitten der springenden Menschenmasse zu suchen, und fand sie glücklicherweise prompt, meine Begleitung dafür nicht. Dieser Umstand bringt mich geschickt zur wunderbaren Band All the Luck in the World, die mehr sind als nur Hintergrundmusik einer Reiseportalwerbung.

I was really lucky this month, when we – a bit beer-larking – thought we should see the Bonaparte concert at the Immergut Festival from row 4. After the first sounds I already had lost my friends, some minutes later both of my shoes too. Not very healthy for my feet, so I decided to search for them within a jumping crowd. Fortunately, I found them immediately, but not my friends. This fortune brings me to the wonderful band All the Luck in the World, which is really more than background music for a travel search website.

Franziska