Kultur­klubben

KW 16 Kira Skov

Auch wieder so eine Geschichte. Eine dänische Freundin (die – wie gefühlt halb Aarhus – zurzeit in Berlin lebt) empfahl ein Konzert von Kira Skov, das allerdings nicht in Aarhus, sondern in Kopenhagen stattfinden sollte. Sie sagte, dass Kira zu den Sängerinnen Dänemarks zählt, die bei Jung und Alt gleichermaßen gut ankommen. Da das genau meiner Altersklasse entspricht, trat ich wenig später an einem trüben Novembertag die Reise nach Seeland an. Passend dazu (also nicht zum trüben Novembertag, sondern zum Konzert) befand sich gerade ein Kulturklubbenredaktionsmitglied samt einer ehemaligen Aarhusianerin in Kopenhagen. Wir machten uns auf zur Konzertlocation, die sich, wie beim Eintreffen unschwer zu erkennen war, als Kirche herausstellte. Ein leicht mulmiges Gefühl ergriff mich. Eine letzte Frage, ob man nicht doch lieber irgendwo einen süffigen Glühwein schlürfen sollte oder könnte, wurde nur kurz in Erwägung gezogen und dann leichtfertig und vielleicht auch -sinnig verworfen.

Im sicheren Mittelschiff der Kirche niedergelassen, verfolgten wir, wie Kira im schwarzen Gewand die Bühne, also den Altarraum, betrat. Allerdings wurde sie durch eine seltsam zuckende Erscheinung auf der Empore gestört. Jene bewegte sich dann auch noch tanzend über eine Treppe in Richtung des Altarraums, und für ein paar Augenblicke hatte ich den apokalyptischen Gedanken, es könnte sich hier um ein ausgefeiltes Anti-Kira-Skov-Manöver oder sogar um einen Atheisten handeln. Aber der Blick in Richtung des Kulturklubbenredaktionsmitglieds, der ein mildes Das-gehört-zur-Show-Lächeln trug, beruhigte mich umgehend. Daraufhin vereinigten sich die Tanzschritte Kiras mit denen des vermeintlichen Antichristen, und mir fiel eine ganze Oblate vom Herzen, was dem Konzert mit seinen melancholischen Tönen eine gewisse Leichtigkeit verlieh.

Der Pfarrer, trotz seiner offensichtlichen Verehrung für Kira, nahm es sich heraus, das Konzert für Kurzinterviews zu unterbrechen. Ich konnte diesen Gesprächen nur bedingt folgen, was zu einem gewissen Teil an dem Umstand lag, dass ich bewundernd verfolgen musste, wie Kira mit ihren nackten, nicht unattraktiven Füßen am Talarsaum des Pfarrers herumnestelte.

Zum Abschluss wurden die Konzertbesucher zum Abendmahl eingeladen, ein Ersatz für den entgangenen süffigen Glühwein. Als der Kelch an mir vorüberging, verließ ich die Kirche mit einer gewissen Euphorie, und mit einem Heißhunger nach einem Waffeleis mit zwei Kugeln (ein solches gab es immer im Anschluss an die Gottesdienstbesuche meiner Kindheit als Belohnung fürs Stillhalten).

Und hier Kira Skov als die linke Hälfte von The Cabin Project. Rechts Marie Fisker.

Holger