Bevor Franziska und ich nach Poznań zum Spring Break Festival fuhren, erkundigten wir uns bei polnischen Musik-Auskennerinnen und -kennern nach ihren Empfehlungen. Als Antwort bekamen wir französische, österreichische und deutsche Bands genannt, aber keine einzige polnische. „Polish ones this year suck a lot“, hieß es.
Diese Einschätzung sollte sich als so was von falsch herausstellen. In meine TOP 6 der diesjährigen Spring-Break-Ausgabe haben es gleich drei polnische Bands geschafft. Polish ones haben also ganz und gar nicht gesuckt.
Fünf meiner liebsten Sechs habt Ihr in den vergangenen Tagen bereits kennengelernt. Fehlt nur noch ein Act, nämlich Leepeck.
Leepeck ist ein Singer-Songwriter aus Warschau.
Im Allgemeinen finde ich den Begriff „Singer-Songwriter“ einigermaßen dämlich, zumindest dann, wenn wie im Falle von Leepeck eine feste Band auf der Bühne und im Studio steht. Singer-Songwriter hingegen kann immer nur einer sein, oder irre ich mich? In diesem Fall wäre das Herr Piotr Lipka. Die fünf anderen Musikerinnen und Musiker von Leepeck heißen Ania Łazowska, Piotr Czajer, Grzegorz Kurek, Michał Marecki und Sebastian Pisarkiewicz. Und wir sind jetzt mal großzügig: Alle Singer-Songwriter!
Natürlich hat der Begriff auch seine Vorteile. Zum Beispiel denkt Ihr gleich in die richtige Richtung: Bob Dylan, William Fitzsimmons, ja, genau. Hätte ich die deutsche Übersetzung „Liedermacher“ gewählt, Euch wäre Reinhard Mey eingefallen … eher eine falsche Fährte.
Auf dem Spring Break Festival haben Leepeck in einem von charmanten Altbauten umstandenen Garten in der wärmenden Nachmittagssonne vor vielleicht dreißig Leuten gespielt. Ein Traum. Da musste ich zu Hause natürlich gleich nachprüfen, ob Franziska und ich nur aufgrund dieser äußeren Bedingungen so begeistert waren. Zum Glück nicht. Das Album, Borderline, ist aus sich heraus gut. Überzeugt Euch selbst: