Matthew Herbert hat sich selbst ein paar Regeln auferlegt, nach denen er Musik machen möchte. Er nennt dieses Programm das „Manifesto“ oder auch „personal contract for the composition of music“. Einer der insgesamt elf Grundsätze besagt, dass nur Klänge gesampelt werden dürfen, die (a) selbst aufgenommen und (b) bislang nicht verwendet wurden.
Da hat man es dann irgendwann ganz schön schwer. Vor allem, wenn man wie Matthew Herbert seit hundert Jahren Musik macht: Soundtracks, Remixes, Studioalben als Solokünstler, mit der Matthew Herbert Big Band oder der Brexit Big Band und nicht zuletzt Auftragsarbeiten für den ESC:
In what appears to be my weirdest gig to date, I have somehow found myself working for the Russian government writing a whole load of incidental music for the Eurovision Song Contest. […] The piece de resistance will be in Saturday’s final when you can hear the orchestral piece I wrote to accompany 2 children flying in on a giant plastic swan. Do forgive me.
Bei so viel komponierter Musik werden die Sounds zwangsläufig von Mal zu Mal exotischer. Auf Matthew Herberts Website kann man‘s nachlesen. Zum Beispiel „Yotam Ottolenghi’s Quinoa and Fennel Salad being prepared and cooked“.
Weitaus weniger appetitlich wurde es, als dem Briten im August 2009 die Geräusche ausgingen und ihm nichts anderes mehr einfiel als … ein Bauernhof. Die nächsten Wochen begleitete er mit seinem Aufnahmegerät das Leben, Sterben und Verzehrtwerden eines Mastschweins. Mit der Haut wurde eine Trommel bespannt. Die Geräusche, die in dieser Zeit entstanden, tragen Namen wie „Leber, Lunge und Herz eines Schweins, die beim Schlachten entfernt werden“ und sind zu hören auf dem Album One Pig. Noch vor der Veröffentlichung hagelte es Kritik. Die unterschiedlichen Positionen sind nachzulesen in den Aufzeichnungen eines Gesprächs, das Matthew Herbert mit Jobst Eggert von PETA führte.
Jetzt aber genug der Schweinerei. Lasst uns lieber hören, wie Leipzig klingt.