Rigmor
Neulich saß ich mit einem Dänen in der Schöneberger Kneipe Kuckucksei. Über die Sache mit dem Fugen-s sprachen wir („Ich dachte immer, es ist ein Befehl: Kuckuck, sei!“), und über die paar Dänen, die rumheulen, weil das geliebte Eis ihrer Kindheit nicht mehr Eskimo, sondern O’Payo heißt („Natürlich können sie sich beschweren. Aber dann sind sie halt Arschlöcher.“), und schließlich über Michael Strunge.
„Ich liebe Michael Strunge!“, gestand meine Begleitung. „Im Studium durfte ich eine Arbeit über ihn schreiben.“
„Und wie gefällt dir dann Rigmor?“, fragte ich.
„Wer?“
„Rigmor. Die Band aus Aarhus, die Michael Strunges Gedichte vertont.“
„Es gibt eine Band, die seine Gedichte vertont?!“
„Ja, Rigmor. Und die sind mega gut!“ (Den Nachsatz „Liest du denn Kulturklubben nicht?“ verkniff ich mir.)
Rigmor hat dieser Tage ihr zweites Album veröffentlicht. Die Songtexte haben die vier Bandmitglieder dabei erstmalig selbst verfasst. Also nicht mehr Michael Strunge.
Ob das eine gute Idee war? Glaubt man dem Blog Undertoner, lautet die Antwort: nein.
Die Eröffnungszeilen des Albums begehen zugegebenermaßen ein Sakrileg, indem sie „dich“ auf „mich“ reimen (und sie tun es in der zweiten Strophe sogar noch einmal!) […] Generell gibt es in den Texten viele Gedanken, die mit etwas anderem Timing und einer anderen Darbietung schmerzhaft intensiv und klar hätten wirken können. Aber Wiederholungen, Konstatierungen und der Zwang, sich ständig zu reimen, lassen es stattdessen ein wenig langatmig und abgestanden erscheinen.
Einzelmeinung! Noch dazu von jemandem, der Dänisch spricht. Pah! Für uns A1-Schüler ist es genau das richtige! Wir nehmen jeden „dich-mich“-Reim dankbar an. Und musikalisch ist die Platte sowieso toll.