Kulturklubben

The Drizzle of March

Robert

Vor einem Jahr nahm Momus sein Corona-inspiriertes Album Vivid auf, jetzt sitzt er wieder oder immer noch mit Akkordeon in seinem Wohnzimmer und veröffentlicht nach und nach die Stücke seines neuesten Albums Athenian vorab mit ebenso zu Hause aufgenommenen Videos auf YouTube. Eins davon ist eine Cover-Version von Antonio Carlos Jobims Águas de Março.

Mit einem dem Entstehungsjahr des Originals angemessenen 70er-Jahre-Hemd (in den Kommentaren verrät er die Quelle) und einer neuer Übersetzung des Texts:

It’s the drizzle of March
Suggesting heat beyond rain
It’s the promise of life
In your heart again
[...]
It’s the drizzle of March bringing summer back in
It’s the promise of life in your heart again
Lyrics

Die bekannte Version von João Gilberto mit um einen Ganzton herumgestimmter Gitarre hat ihre ganz eigene Regenstimmung, aber Momus schreibt, dass er sich an Jobims Aufnahme mit Elis Regina orientiert hat:

While João Gilberto’s 1973 arrangement is certainly a little gem (and had Wendy at the desk engineering), mine is based on Jobim’s 1974 version with Elis Regina, quite a different proposition, playful and absurdist and wild where the Gilberto version is tight, mathematical, restrained, precise, sensual. I’m slightly disconcerted by Gilberto’s tricksy shifting of the meter, whereas the Elis and Tom version has a wild joy I love. Youtube

Ein anderes Album mit Pandemie-beeinflussten Aufnahmebedingungen erscheint Ende Mai auf Vinyl und ist schon jetzt auf Bandcamp zu hören, Raio von Domenico Lancellotti:

I moved to Portugal in 2019 and from here I kept recording. I was almost done with the record when the COVID-19 crisis arose, therefore I started working remotely, Nina Miranda sang two songs from his home in London, the Polish pianist Piotr Zabrodzki recorded piano and keys also from his home in Warsaw, Daniel Carvalho mixed and masterized the album at his studio in Rio de Janeiro.Bandcamp

Wem der Name Piotr Zabrodzki bekannt vorkommt, der erinnert sich vielleicht an seine Auftritte mit Mitch & Mitch als Piotr „Half-Ape Half-Mitch” Zabrodzki:

Esse pianista polaco — o nome dele é difícil de pronunciar porque quase não tem vogais. A gente chama ele de Pedrinho [risos]. O Pedrinho tocou umas coisas lá em Varsóvia. Rimas e Batidas

Eines der vielen Projekte des Multi-Instrumentalisten Piotr Zabrodzki ist Polonka, zusammen mit dem Perkussionisten Jan Emil Młynarski und Michał Górczyński an der Bass-Klarinette. Mit seiner Portativ-Orgel minimalistisch den Groove antreibend schließt sich dann auch irgendwie musikalisch der Kreis zu Momus’ Akkordeon.

In einem Live-Konzert zum Release des Albums Poemat Konfesyjny von 2018 im Plattenladen Asfalt: